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Atmosphärisches Wochenbuch

Wirtschaft gehört ins Feuilleton.

Matthias Ohler am 12.08.2011

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"Lopez gehört ins Feuilleton." So kommentierte Martin Walser, der Immerwenigerbeliebte, dereinst die Diskussionen um den Chefeinkäufer José Ignacio López de Arriortúa. Allgemeiner gesagt: Wirtschaft gehört ins Feuilleton.

DIE ZEIT hat´s gemacht mit dem Gespräch, das Redakteure mit dem Kulturwissenschftler Joseph Vogl führten, Autor des Buches "DAS GESPENST DES KAPITALS" (Diaphanes Verlag 2011). Eine kluge, frische und aufklärende Sicht auf das Sprachpsiel Wirtschaft und wie es (leider) zur Regulierung des Sprachspiels Gesellschaft genutzt wird. Unbedingt lesenswert. online habe ich es leider bisher nicht gefunden.

Ein paar Zitate zum Appetit machen:

"Einerseits hat das ökonomische Wissen ältere Vorstellungen einer göttlichen Weltordnung abgewandelt, nun sollen die Märkte für eine Art prästabler Harmonie sorgen. (...) Bis heute sind freie Märlkte der einzige Bezirk im sozialen Universum, den man mit Naturgesetzen fassen will. (...)"

"(...) eigentlich müsste der Crash von 2008 eine ähnliche Rolle wie das Erdbeben von Lissabon 1755 spielen. Wie damals die philosophischen Versuche der Theodizee unglaubwürdig wurden, so sollte man die letzte Krise zum Anlass für eine ökonomische Aufklärung nehmen. In ökonomischen Phänomenen verkörpern sich weder Naturtatsachen noch verkörpert sich irgendeine Art göttlicher Vorsehung. Sie sind schlicht von Menschen gemachte Ereignisse einer historischen Welt. (...)"

Eine Einladung an systemtheoretische Anstrengungen ist das auch. Und an atmosphärologische. Wie schaffen wir uns durch die Sprachspiele, die wir spielen, die Umgebungsbedingungen, unter denen wir dann - auch - zu leiden haben (jedenfalls manche)?

"Es geht nicht bloß um die Bewältigung ökonomischer Probleme, es herrscht vielmehr ein Kampf um den Ort und die Verteilung poltischer Entscheidungsmacht." (Vogl)

 

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