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Atmosphärisches Wochenbuch

Neujahrsbetrachtungen

Raimund Schöll am 01.01.2015

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Der Kasus mit dem Neujahr ist, dass das Neujahr selten unbeschwert anfängt, insbesondere solange noch zu viele Gedanken an das Altjahr verschwendet werden. Wer im neuen Jahr zu viel im Altjahr herumgrieselt und dabei kleben bleibt, sagte Hofthaler, bekommt auf lange Sicht Probleme. Ist Ihnen zB aufgefallen, dass die meisten, die sich beim Spazierengehen die Hand an die Lendenwirbelsäule halten, sich einfach zu viel mit ihren Altjahren beschäftigen? Ganze Bataillone in München, Wien, Barcelona und Grinzing halten sich ihre Hand an die Lendenwirbelsäule - allein wegen der ganzjährigen Beschäftignung mit Altjahren. Auch und insbesondere natürlich der Historiker. Der Historiker trägt, was Altjahre angeht, eine besondere Bürde. Mir ist ein Geschichtsprofessor bekannt, sagte Hofthaler, der aufgehört hat spazieren zu gehen, weil ihn die vielen Altjahre buchstäblich übermannt hatten. Er war den Jahren - schon allein psychologisch betrachtet -  im Kreuz nicht mehr gewachsen. Dieser Geschichtprofessor, hat sich sozusagen von berufswegen bis ins frühe Mittelalter hinein und zurück verausgabt. Ganz und gar tragisch. Im Amazonas hingegen, sagte Hofthaler, während er mit einem Esslöffel im schwarzen Kaffee herum rührte, im Amazonas läuft die Sache in anderen Bahnen. Es gibt dort ein Volk, das sich einfach nichts merkt, ja gar nichts merken will. Auch keine Jahre. Sie wissen nicht einmal, was ein Jahr ist, geschweige denn, wo ein Jahr hin geht, wenn es weg ist. Diese Leute feiern nie, in ihrem ganzen Leben kein einziges Neujahr, stellen Sie sich das bitte bildlich vor. Ein Volk, das ganz und gar ohne diese Sentimentalitäten auskommt! Und wissen Sie, es soll sich dabei um das das glücklichste Volk der Welt handeln, sagte Hofthaler, denke ich, sagte er.
 
(O.G.)

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