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Atmosphärisches Wochenbuch

Brösler's Griechen

Raimund Schöll am 15.03.2015

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Die Griechen, sagt Brösler, sind schon o.k.. Auf die lass ich nichts kommen. Wenn jetzt alle so daher schreien, die Griechen, die Griechen! und sich dieser schwarze Politiker neulich nicht entblödet hat, im Bierzelt anzugeben, die Griechen sollen sich benehmen und ihr Hemd in die Hose stecken. Lächerlich, ja geradezu infam ist das, sagt Brösler. Denn die ersten die sicher überhaupt ein Hemd anhatten und sich zu benehmen wussten, waren ja die Griechen gewesen. Und sie haben diskutiert - in der Polis damals vor Christus, bis in die Nacht hinein, tagelang wenn es notwendig war, um die öffentlichen Angelegenheiten zu regeln. Wenn sich also jemand benehmen konnte, insistiert Brösler, dann sicher die Griechen - noch lange vor dem Sonnenkönig in Paris und dem Herrn Knigge. Und sie haben dabei  - nur so nebenbei - immer unter den Platanen gesessen und nicht auf ihnen. Der Nichtgrieche war es, der damals, sagt Brösler, - im Gegensatz zum Griechen - nie gern diskutiert hat, einfach weil er es nicht konnte. Es fehlten ihm die Laute und Umlaute hierfür, sagt Brösler. Und überhaupt: heute wie damals auch geht man nicht vernünftig mit den Griechen um. Stattdessen haut man ihnen Zahlen und Statistiken um die Ohren, wie man ihnen ehemals guturales Grunzen und die Axt entgegen geworfen hatte. Man verprügelt sie regelrecht damit. Das ist aber weit weg von Demokratie, verstehen Sie. Der griechische Finanzminister, dieser Herr Varoufakis, hat sich, das sage ich Ihnen hier im Vertrauen, ganz sicher deswegen auch zu Hause privat auf seiner Terrasse mit seiner Frau beim Essen abfotographieren lassen, weil bei uns immer noch keiner verstanden hat, wie Demokratie eigentlich geht! Es leben die Griechen, ruft mir Brösler noch lauthals lachend hinterher, als der Zug in den Bahnhof einrollt und ich aussteigen muss. Und trinken Sie mir auf alle Fälle einen Ouzo.

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