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Übersicht

Atmosphärisches Wochenbuch

42

Raimund Schöll am 28.02.2013

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1. Das alte Gartentor mit schief stehender Gaslampe auf Palisade.

2. Morsch-braune Ahornblätter fest an Ästen hängend.

3. Der Hund schlappernd über die sich in der Sonne spiegelnden Pfütze gebeugt.

4. Mit Grünspan ummantelte Schranke am Rande des Laubwaldes.

5. Das Moos am Wurzelwerk der Linde – wie Dinosaurierfüße.

6. Das Plätschern des Quellwassers aus grünem Rohr.

7. Rotbrauner Laubmatsch - laut schmatzend unter meinen Schuhsohlen.

8. Ein altes Ehepaar vor mir – sie sich an ihm fest hakend.

9. Eine schwatzende Schar wandernder Rentnerinnen. 

10. Schmale Birkenstämme, die sich in den Schilfrücken auf der Insel gegenüber bohren.

11. Blick in giftgrünes Seewasser, während dünne Sonnenstrahlen mein Ohr bescheinen.

12. Familie mit Hund und fröhliche Kinderstimmen auf dem Steg gegenüber.

13. In der Weite zwei Enten, die aufgeregt schnatternd über das stille Seewasser flattern.

14. Weißer Rauch aus dem Kamin am Seeufer gegenüber.

15. Moos auf der Stahltreppe.

16. Das Rauschen der Straße entlang des Seeufers.

17. Mein Spiegelbild auf der ruhigen Seeoberfläche.

18. Zwei abwechselnd bellende Hunde.

19. Eichenlaub.

20. Drei Sportler in Laufhosen.

21. Zwei Paare getrennt an mir vorbei eilend. Das ältere überholt das jüngere - grimmig rasant.

22. Eine Babyfichte inmitten des Laubwaldes.

23. Morsches Holz moosbeschichtet und gestapelt am Wegesrand. Die Äste fast alle mit Astgabel.

24. Ein altes Handballtor mit grünem Netz zwischen Gartenzaun und Blechschuppen im Garten einer Nobelvilla.

25. Gelbe Müllsäcke unter dem Briefkasten am hölzernen Gartenzaun.

26. Gekachelte Hausnummer - 23.

27. Rot-weißes schwedisch anmutendes Holzhaus.

28. Die angenehme Kaffeewärme, die sich entlang der Blutbahnen in alle Richtungen meines Körpers verströmt.

29. Ihr warmer Nacken, der meine Finger durch ihr Haar streichelt.

30. Die Verwunderung darüber, wie Kaffeeduft so viel Atmosphäre schaffen kann.

31. Der gewohnte Blick ins Wohnzimmer zum Bücherturm hinüber und hinaus auf das Baumgeäst.

32. Der kleine alte Mann, der vorsichtig tippelnd die Ampel am Leonrodplatz überquert.

33. Die junge brünette Bedienung, der es beim Servieren des Frühstücks im Café Altschwabing die Stimme verschlägt. Wegen Erkältung.

34. Ein Freund, der eine Träne vergießt aus Trauer über eine verloren gegebene Beziehung.

35. Die Nachbarin vom Büro, die immer ganz überrascht tut, wenn sie von mir freundlich gegrüßt wird.

36. Die kindliche Stimme einer Klientin am Telefon.

37. Der grauhaarige Mitvierziger, der mit Knöpfen im Ohr, radebrechend englisch sprechend mit französischem Akzent und allerlei Zetteln auf dem Schoß eilig notierend in die Flughalle hinein telefoniert.

38. Die blonde junge Frau mit markanter Nase, dem etwas zu dick aufgetragenem Lidstrich und der engen hellblauen Hose. Mit ihren zierlichen Händen streicht sie sich hin und wieder ins Haar und räkelt ihren Hals in ihren sandfarbenen Schal.

39. Die großen runden Lampen, die wie Pauken über dem Flughafencafé hängen. Alle verziert mit klassischen Venedigmotiven. Ich zähle. Es sind insgesamt 22. Nie sind sie mir bisher aufgefallen.

40. Der traurig hässliche Mann, der unbemerkt anstelle der jungen Frau auf dem Wartestuhl Platz genommen hat und der kurze Schreck, der mich dabei trifft. 

41. Die sich mit Menschen füllende Wartehalle und die eilige Durchsage, dass der Flug nach Hannover annulliert sei und die Erleichterung darüber, selbst nicht betroffen zu sein.

42. Die Lampe im Hotelzimmer, die ich ausknippse, um zu schlafen.

(O.G., Tagebucheintrag)

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