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Atmosphärisches Wochenbuch

Achtelfinale - Atmosphärische Schnipsel

Matthias Ohler am 12.03.2010

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Das gestrige Achtelfinalspiel der UEFA Europa League im Fußball der Herren zwischen dem FC Valencia und dem SV Werder Bremen (eine ausführliche Bezeichnung eines Events, die nur nötig hat, wer nicht gleich mit der verkürzten Wahl „Das gestrige Achtelfinale Werders“ was anfangen kann), dieses Spiel also eignete sich besonders zu atmosphärischen Studien. Der Reporter benutzte die Begrifflichkeit des Atmosphärischen, um auszudrücken, was gesehen und gehört, ja über die Fernsehübertragung sogar gespürt werden konnte: „Die Volksseele kocht“ / „Das wird jetzt ne heiße Atmosphäre hier“ / uva. Das dreiköpfige englische Schieds- und Linienrichter-Team hatte nach ca. 20 Minuten Spielzeit auf Elfmeter für die Gastmannschaft (Werder) entschieden; eine Entscheidung, die nicht nur nach Meinung des Reporters nicht gerechtfertigt war. Aber eine schiedsrichterliche Tatsachenentscheidung eben (ein hoch interessantes Phänomen übrigens, man erinnere sich an Wembley 66 – hier nutze ich die verkürzte Bezeichnung). Damit nicht genug, musste einer der Spieler der gastgebenden Mannschaft (Valencia) auf Entscheidung des Schiedsrichterteams das Spielfeld nach Zeigen der Roten Karte verlassen. Kurz darauf fiel der Ausgleichstreffer für Valencia und es spielte faktisch nur noch eine Mannschaft nach vorn – die mit einem Spieler weniger auf dem Platz. Es häuften sich die Fouls und daran anschließenden Diskussionsszenen, es gab noch jede Menge Karten – aber nur noch gelbe. Eine weitere elfmeterreife Aktion eines Abwehspielers des FC Valencia wurde nicht entsprechend geahndet. Als hätten die Schiedsrichter gespürt, daß es damit genug war und sie den Herd, auf dem die Volksseele im Stadionkessel platziert war, nicht weiter befeuern durften. Die Zuschauer blieben alle hinter den Absperrungen zum Spielfeld, hüpften, schrien im Chor, pfiffen, sangen – blieben aber auf den Rängen. Das ist nicht immer so, aber bei den allermeisten Fußballspielen. Die Koordination der Emotionen liegt – jenseits natürlich von Zäunen, Polizisten und anderem - wie in der Hand dreier Männer mit besonderem Trikot, die aber, was sie tun, nicht tun könnten, würde nicht erwartet, daß sie tun, was sie tun – nicht nur bezogen auf konkrete Entscheidungen, sondern besonders darauf, daß sie entscheiden, daß ihren Entscheidungen gemäß weiter verfahren werden kann und die Emotionen sich darauf beziehen dürfen, was sie entschieden haben, nicht, oder weniger, aber, daß sie entschieden haben. Die schlechteste Leistung, die ein Schiedsrichterteam abgeben kann, ist eine, die man etwa so kommentieren könnte: „Die haben das Spiel kaupttgepfiffen, man wußte nie, was die machen werden.“ Das Arrangement eines Fußballspiels dieser Bedeutung schafft die Positionierung der Aktanten und deren Möglichkeiten eines Zusammenspiels, und damit die Bedingungen, die nahezu unweigerlich zur erlebten Atmosphäre werden: „Ein Spiel, das den Erwartungen an ein Achtelfinale vollkommen gerecht wurde, und vielleicht mehr als das“ – zum Beispiel.

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