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Atmosphärisches Wochenbuch

Scheißdreck

Raimund Schöll am 26.10.2012

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Scheißdreck, brummt Erwin am frühen Morgen vor sich her. Ist doch alles Sch… heute. Schon wegen des Nebels und der sieben Grad draußen, und dann der ganze Aufruhr wieder gestern in der Firma. Scheißdreck halt. Aber irgendwann, na da sollte man sich auch wieder aus dem Sch... hervor hieven. Gute Laune fischen sozusagen. Ist wie Tiefseetauchen, nur nach oben, sagt Bärbel. Scheißdreck sei bestenfalls homöopathisch nützlich. Excrementum caninum, sagt Bärbel.

Also nimmt er sie wieder auf sich, die morgendliche Stimmungsgymnastik. Lift your brain. Facegymn mit Videounterstützung. Erwins Gesicht arbeitet. Erwins Körper schwitzt. Zwischendurch mal einen Schluck Kaffee - schwarz versteht sich. Und dann? Na telefonieren. Man soll im Falle eines Anfalls von Scheißdreck auf jeden Fall mit irgendjemanden telefonieren, sagt Bärbel. Da kommst du auch in die Gänge, Erwin. Also gut, ein Telefongespräch. Am besten mit Frau Rohrhuber, der Kollegin aus der Personalverwaltung. Notwendiges mit dem Nützlichen verbinden sozusagen: „Rooooooooooorhuaba?!! .....Ach, dann sind’s heute krank. Ich hab’s vermerkt.“ Klack. Die Rohrhuber wirkt auch nicht, findet Erwin, da wird der Sch… eher noch ärger. Noch einen Schluck aus der Tasse. Was jetzt? Ach ja, noch was aufschreiben. Schreib Erwin, sagt Bärbel. Irgendwas über deine Träume, mach Tagebuchnotizen oder so. Hab ich auch gemacht, als mich mein Ex verlassen hat. Also schreibt Erwin. Sein erster Satz lautet: „Ein Gaul im Traum hat mir heut aufs Maul gehaun. Ich war noch gar nicht so weit, da hat doch der Gaul schon ausgekeilt.“

An diesem Tag aber war nichts zu machen, irgendwann vormittags war er dann doch wieder da, der Sch... Genau genommen beim Ausführen von Hund Ludwig, in diesem Fall in klarer Form. Erwin gab sich geschlagen: ja mein Gott, wenn' s denn unbedingt sein soll. Scheißdreck kann ja alles in allem auch ein Segen sein. Bei Scheißdreck muss nichts Unnützes gesagt oder getan werden, die Sache sei stets klar und eineindeutig. Wie bei Ludwig. Überhaupt dieser Gute-Laune-Terror, sei ja naturgemäß gar nicht auszuhalten.Und dann lächelte Erwin  - das erste Mal an diesem Tag.

Kommentare

27.10.2012

Matthias Ohler

Sch... , ist das gut geschrieben. Das muss doch einem der grossen Literaturverlage mal auffallen!

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