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Atmosphärisches Wochenbuch

Kronauer, der Papst und andere Überlegungen - Auszug aus: Theo Dünnbiers Gedankenfluchten

Raimund Schöll am 13.01.2011

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Er ziehe es grundsätzlich vor, gewisse Angelegenheiten, die einem im Leben in den Weg gestellt sind, mit Dynamit und anderen Utensilien aufzuweichen, sagt Kronauer. Ich kenne Kronauer schon lange, während der Studienzeit bin ich ihm das erste Mal begegnet, woraufhin er sofort wieder verschwand. Kronauer taucht immer dann auf, wenn ich mehrstimmig mit mir selber zu dem Ergebnis komme, dass die Angelegenheiten des Lebens gerade mal wieder überschwappen. Ja Sie hören schon richtig, überschwappen wie ein Putzeimer, über den man stolpert, weil ihn jemand aufgestellt hat, damit man darüber zu Boden geht. Kronauer in seinem Lodenanzug, den er immer an hat, notorisch an hat, ich habe Kronauer noch nie anders hin sitzen sehen, gibt sich stets Mühe Rätsel aufzugeben, wenn man ohnehin nicht mehr weiter weiß. Das Stützende, Aufrichtende, Nette beliebt er erwartungsgemäß in allen Dunstfacetten zu vermeiden. Mit seinem Gesicht, das ich hier nicht näher beschreiben will, den üblen Rasiergewässern heizt er seltsame Stimmungen ein, die einen kalt erschauern lassen. Zum Beispiel hat Kronauer neulich angemerkt, diese Angelegenheit mit dem Terror in Afghanistan, Irak und anderswo sei nur vorgeschoben, während in Afrika ganz andere Probleme herrschten, die, wenn wir sie nur in Indien angehen würden, unvollendet liegen blieben, weil die Kühe ausgerechnet nicht da ausgeweidet werden könnten, wo sie heilig gesprochen sind. Aber auch vom Papst soll man nicht viel erwarten, sagt Kronauer, weil der Papst der alte Mann, dieser Papst, sagt er, nur in Büchern rumschmökert, während anderswo heftig gelebt wird.

Aus: Theo Dünnbiers Gedankenfluchten - Die Kunst den Überblick zu verlieren, unveröffentlichtes Manuskript, 2010 (Raimund Schöll)

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