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Atmosphärisches Wochenbuch

Dumm gelaufen

Raimund Schoell am 16.06.2011

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Mittsommertag. Zwei Männer gehen durch X-Stadt. Der eine schlendert federnd, seine linke Hand fest zur Faust geschlossen, die Ackergasse entlang. Der andere befußt hinkend die Pflaumengasse. Der Schlendernde wirft fröhlich pfeifend ab und zu ein Auge auf andere Augen. Die strahlen, freuen sich, lachen fröhlich zurück. Der Hinkende, allenfalls Mitleid erregend, streckt seinen Cordhut bettelnd nach kleinen Spenden aus. Nun kommt es, wie es kommen soll. Als der Schlendernde vorwärts der Straße folgend links um die Ecke biegen will, bückt sich der derselben von rechts nähernde Hinkende nach einem vor ihm auf dem Boden blinkenden 2 Euro-Stück. Ein kurzer Ruck, sekündliches Erstarren, zu spät.  Der Schlendernde, wankend, mit beiden Armen, die schwüle Abendluft nach Halt durchrudernd, geht mit knacksendem Fuß zu Boden, über des Hinkenden Rücken. Der rötliche 100-Euro Schein, soeben noch in des Schlendernden Faust verweilend, flattert durch die Luft und landet in den geistesgegenwärtigen Händen des Hinkenden. Der rappelt sich augenblicklich hoch und schlendert eilig federnd mit dem Geld davon, während der Schlendernde sich anschickt, schreiend aber vergeblich hinterher zu hinken. Genau so hat es sich zugetragen an diesem Mittsommertag, aber beide Männer wurden seit diesem Vorfall nie mehr in X-Stadt gesichtet. 

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