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Atmosphärisches Wochenbuch

Edathy und Virginia Woolf

Raimund Schöll am 18.02.2014

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Das ganze Hin und Her rund um die Edathy-Affäre zeigt gerade sehr anschaulich, in welche Sackgassen wir geraten können, wenn wir uns anschicken, nach wirklich wirklichen Wirklichkeiten Ausschau zu halten.

Die von allen möglichen Seiten angemahnten Rufe, es solle nun nach dem genauen Hergang, also danach, wer wann zu wem was und wie gesagt hat, gefahndet werden, um so schließlich der Wahrheit auf die Spur zu kommen -  sind zwar verständlich, könnten jedoch vergeblicher nicht sein.

Jeder Amtsrichter weiß, dass selbst neutrale Zeugen - auch nach bestem Wissen und Gewissen – sich zu ein und demselben Sachverhalt sehr unterschiedlich äußern, ja Menschen per se - und je mehr Zeit verstrichen ist ohnehin – mehr schlecht als recht in der Lage sind, Vorstellung und Wirklichkeit auseinander zu halten.

Dass hier in Sachen Kommunikation im Herbst letzten Jahres die Dinge zwischen einzelnen Akteuren der angehenden Großen Koalition dumm gelaufen sind, manches formaljuristisch nicht korrekt war, ist offensichtlich. Unvermeidlich war wohl auch, dass Hans-Peter Friedrich als Bauernopfer her halten musste. Obwohl der kommunikationslogisch ja nicht unklug gehandelt hat. Man stelle sich vor, Sebastian Edathy wäre andernfalls in Amt und Würden gekommen.

Nun aber der wirklichen Wirklichkeit auf die Spur kommen zu wollen, um dann daraus vielleicht aus Rache ein nächsten Bauernopfer, diesmal auf SPD-Seite, zu ziehen, mutet kommunikationslogisch verwegen an. Der gute alte Paul Watzlawick warnte schon davor, dass der Streit um Interpunktionen in Erzählgemeinschaften höchst verrückt machendes Potenzial birgt. Eindrücklich dargestellt am Beispiel des Theaterstückes „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“.

Ich wünsche uns und der Großen Koalition für jetzt und die Zukunft jedenfalls alles andere als gerade diese Atmosphäre.

Kommentare

23.02.2014

Jerome B. Catillon

Ich wünsch mir mehr davon, und Neuwahlen ...

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