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Atmosphärisches Wochenbuch

Nicht-Atmosphäre in Japan

Raimund Schoell am 13.03.2011

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Menschen, stets nach Beheimatung strebend, an „innenraumbildenden Immunsystemen“ arbeitend, frei nach Sloterdijk Blasen und Schäume bildend. Aber wieder einmal ist der Ernstfall eingetreten, diesmal in Japan: Erdbeben, Tsunami und Atomalarm, 10000 Menschen einer Stadt vermisst, wie vom Erdboden verschluckt. Alarmierung, Evakuierung: der ganze Nordosten Japans, muss er geräumt werden? Und was, wenn sich die Abermillionen Menschen in den Ballungszentren der Insel auf den Weg machen, in Massenpanik vor Radioaktivität flüchten, die Kernschmelze vor Augen? In solchen Momenten, zu Zeitpunkten der Katastophe, wenn nackte Existenzialität zuschlägt, lösen sich Atmosphären auf, denke ich. Wie Seifenblasen zerplatzen unsere fragilen Behausungen, die immer auch Illusionen, hergestellte Artefakte sind. Wir hier im fernen Europa ahnen vielleicht, wie sich die Nicht-Atmosphäre in Japan derzeit anfühlt. Erleben tun wir sie nicht. Und gerade deswegen haben die Japaner unsere Hilfe, unser Mitgefühl verdient. Es reicht jetzt nicht, die üblichen politischen Reflexe wie Panik-Machen, Trittbrett-Fahren, Verniedlichen, Versachlichen zu bedienen. Schaffen wir hierzulande eine politische Atmosphäre der ehrlichen Anteilnahme, des Mithelfens? Man wird sehen.

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