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Atmosphärisches Wochenbuch

Dünnbiers Rumpfologie des Mannes

Raimund Schöll am 15.08.2011

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Die Beobachtung von Männerrümpfen, vorzugsweise am Strand, ist noch eine relativ junge Forschungsperspektive. Begonnen hat die Männerrumpfologie im Frankreich und Holland des angehenden 19. Jahrhunderts, als die ersten Sommerfrischler – meistens aus der Stadt kommend - sich anschickten, die Meeresstrände wegen derer allgemein bekannten Annehmlichkeiten auf zu suchen. Aus zeitökonomischen Gründen möchte ich mich aber nicht mit langen Vorreden aufhalten und dem geneigten Leser unverzüglich das Ergebnis meiner Feldforschungen zur Verfügung stellen - mit dem Hinweis freilich, dass wissenschaftliche Ergebnisse selbstredend immer nur vorläufiger Natur sein können. Doch aus den bisherigen Auswertungen heraus ergeben sich auch für heutige männliche Strandbesucher bislang immer noch fünf bis sechs Grundspielarten:

1. Der Flachmännerrumpf. Dieser führt am Brustkorb wie eine steile Felsklippe im fast 90°-Winkel vom Hals abwärts nach unten und setzt sich steil und flach über den Bauchnabel bis zum Becken in gerader Linie fort. Der FMR wird besonders gerne von Jungmännern unter 25, manchmal aber auch von deutlich Älteren, getragen. Der Entertainer und Leptosom Harald Schmidt ist der typische Vertreter dieses Rumpftypes.

2. Der zweite an Stränden, heutzutage aber auch an Baggerseen und in Gartenlaubensiedlungen zu beobachtende Rumpf, ist der, der wie der Flachmännerrumpf vom Hals weg abfällt, sich dann aber ab zur Mitte hin als ballonförmige Wölbung fort setzt. Diese Spielart nennt man in der Fachsprache den Unfreiwillig-Schwanger-Gewordenen-Schulmädchenrumpf. Das Alter der Träger liegt meistens über 45. Der Rumpf des Politikers und Altbundeskanzlers Gerhard Schröders gehört zu dieser Kategorie.

3. Folgt der Dreiecksbrustrumpf. Der Dreiecksbrustrumpf beginnt als deutlich voluminöser Brustkorb, fällt vom Hals weg wie eine steile Skipiste dreiecksartig ab, setzt sich als mehr oder weniger speckiger Brustmuskelhöcker spitz nach vorne fort und führt dann schon kurz unterhalb davon, ein wenig nach innen führend, gerade bis zum Becken weiter. Träger dieser Spielart sind oft junge Familienväter mit uncharismatischen Großvätern in der Verwandtschaft. Der junge Hemmingway soll über einen solchen Rumpf verfügt haben.

4. Wenn der Dreiecksbrustrumpf seine Fortsetzung in der Mitte als ballonartige Wucherung nach vorne, ähnlich wie beim Unfreiwillig-Schwanger-Gewordenen-Schulmädchenrumpf fort setzt, nennt man diesen den Wepper-Rumpf. Wie es zu dieser Ausdrucksweise kam, ist nicht überliefert. Die meisten Rumpfologen gehen aber davon aus, dass sich dieser Rumpftyp vom Schauspieler Fritz Wepper ableitet, der seinen schaukelnden Leib in Fernsehfilmen wie „Um Himmels Willen - Weihnachten unter Palmen“ und anderen unfreiwillig komischen Sendungen eindrucksvoll zur Schau gestellt hat.

5. Sei zuletzt der Arnold-Schwarzenegger-Gedenkrumpf genannt, bei dem die Brustmuskeln des Trägers mal schräg mal flach, jedenfalls stets wie abgepackte Putenschnitzel stramm und flächig nach vorne ausschweifen, und anschließend dann meistens in ein sogenanntes Waschbrett münden. Träger dieser Rümpfe sind meistens jung und spielen gerne in Bay Watch und anderen Rettet-Die-Jungen-Blondinen-Sendungen mit.

6. Ältere Semester dieser Spielart tragen die untere Fortsetzung ihres Arnold-Schwarzenegger-Gedenkrumpfs nicht mehr als Waschbrett, sondern gerne auch als stramm gespannte Pauke mit sich herum. Wie dieser Rumpf allerdings genannt wird, ist in der Literatur nicht eindeutig erwähnt. Allerdings wird der Sänger und Entertainer Freddy Quinn in seinen letzten Lebensjahren mit dieser Rumpfart hin und wieder in Verbindung gebracht.

Von der Beschreibung anderer Spielarten wie dem Fett-, Schwabel- sowie rachitischen Männnerrumpf möchte ich an dieser Stelle absehen. Dies würde ein weiteres Kapitel der insgesamt doch eher uninteressanten Rumpfologie des Mannes erfordern.

Herzlichst und eine gute Beobachtungsgabe an Stränden und anderen Orten wünscht

Theo Dünnbier

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