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Atmosphärisches Wochenbuch

Montagsgedenke

Raimund Schöll am 17.08.2015

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Nichtsnutze sind zu nichts nutze. Und Taugenichtse taugen zu nichts. Ok. Und was ist mit Liegekissen? Sind das Kissen zum Liegen oder Kissen, die liegen? Beides kann gemeint sein: Beschreibt 'Liegekissen' also einen Zweck oder einen Umstand? 
 
Wenn wir uns für „Zweck“ entschieden, sagt das nichts über das Liegekissen aus, sondern nur über die Verwendung des Wortes. Herr Wittgenstein würde sagen: Wir sind irgendwann auf diese Verwendung hin abgerichtet worden oder haben uns auf diese Verwendung hin abrichten lassen. 
 
Ein anderes Beispiel: Jeder weiß, was ein Spaziergänger ist. Aber wo und wohin geht er, wenn wir ihn im Munde führen? Was bezweckt einer, wenn er 'Spaziergänger' sagt. Das bleibt völlig offen, auch wenn er drei Mal 'Spaziergänger' ruft, kann ich nicht sicher sein zu behaupten, wie der Ausruf gemeint ist. Es könnte theoretisch auch gar nichts Bestimmtes damit gemeint sein. In Irrenanstalten oder wo anders passiert so etwas praktisch regelmäßig. Und wenn dieser jemand mir tatsächlich von einem Spaziergänger erzählen will: Die Art seines Spazierengehens bliebe völlig offen, genauso wie das Alter des Spazierengehers, sein Motiv usw. usw..
 
Folgende Geschichte höre ich immer wieder ganz gerne. Sie geht ungefähr so: In einer einsamen Landschaft treffen sich zwei Spaziergänger. Sie unterhalten sich angeregt über Sokrates. Nach einiger Zeit zücken beide ihren Hut und gehen ihrer Wege. 
 
Ich habe mir schon viele Geschichten in dieser Geschichte ausgemalt. Noch nie ist es dieselbe Geschichte gewesen. Das macht für mich die Sache mit dem Sprechen so spannend. Von einer mathematischen Formel - welche auch immer das sei - könnte ich das für mich nicht behaupten.
 
Ich behaupte nichts, ich beschreibe nur.
 
(O.G.)

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