skip to content
DSCN2989 image

Übersicht

Atmosphärisches Wochenbuch

Betriebsklima - Ein Plädoyer für Atmosphärologie in Organisationen

Raimund Schöll am 19.10.2011

-> Hier können Sie Kommentare lesen oder schreiben

Viele kennen das. Man kommt eines Morgens in den Betrieb und irgendwie ist die Atmosphäre anders als am Vortag. Die Mienen der Kollegen, die sich gestern noch freudig ausnahmen, haben sich verfinstert. Auch der allgemeine Tonfall und die Körpersprachen vermitteln eine getrübtes Stimmungsbild. Solche atmosphärischen Wechsel gehören in allen Unternehmen mehr oder weniger zur Tagesordnung. Auslöser können kleine alltägliche Führungsfehler und Kommunikationsversäumisse sein oder nur dumme Gerüchte und unerwartete Ereignisse.

Handlungsbedarf besteht, wenn negative Atmosphären sich als „Dunstkreise“ dauerhaft in der Organisation festsetzen oder allzu schnell und launisch wechseln. Hier könnten Unternehmen Atmosphäre als Phänomen nutzen, um das Betriebsklima zu verbessern. Denn störende Atmosphären eignen sich als Diagnose-Instrument, um herauszufinden, wo genau es im Getriebe gerade knirscht. Führungskräfte erfahren über dieses „Frühwarngerät“ sehr schnell, dass etwas nicht mehr funktioniert wie bisher oder gar einiges verändert werden muss – oft noch lange bevor das Kind in den Brunnen fällt.

Negative oder labile Stimmungen sind zudem teuer. Experten wollen heraus gefunden haben, dass allein der Faktor Angst Deutschlands Unternehmen bis zu 100 Milliarden Euro jährlich kostet (vgl. Panse/Stegmann, 2004). Leider wird über Atmosphären oft wie über einen äußeren Sachverhalt oder Gegenstand geredet. Tatsächlich erzeugen Mitarbeiter und ganze Organisationseinheiten meist unabsichtlich, aber dennoch interaktiv selbst ihre Klimabedingungen. Unbestritten ist auch: Chefs und Chefinnen sind kraft ihrer Funktion atmosphärisch wirkmächtiger als andere. Was kann also speziell von Managementseite für das Binnenklima getan werden?

Wichtig ist, mit den Mitarbeitern nicht nur über „hard facts“ wie Zahlen, Daten und Fakten zu sprechen, sondern die „soft facts“ ebenfalls zu berücksichtigen. Atmosphärisch intelligente Organisationen nutzen zudem Team-Workshops oder Großgruppenmethoden wie World Café oder Open Space für einen klärenden Blick auf interne Prozesse. Hilfreich ist auch, die Mitarbeiter durch Personalentwicklungsmaßnahmen hin und wieder von außen konstruktiv anzuregen. Das kann über ein pfiffig inszeniertes Unternehmenstheater geschehen oder durch Methoden des Management-Coachings. Zu guter Letzt hängt Atmosphäre davon ab, wie sehr sich Führungskräfte um eine gute Binnen-Atmosphäre bei sich selbst bemühen. Wer gut für sich selbst sorgt, hat auch gute Aussichten sein Umfeld positiv mitzureißen.

Hier können Sie Kommentare schreiben

Zur Übersicht