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Übersicht

Atmosphärisches Wochenbuch

Rebecca Solnit

Matthias Ohler am 08.08.2015

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Wenn Männer mir die Welt erklären. Das ist der Titel des aktuellen Essay-Bandes der amerikanischen Denkerin und Autorin Rebecca Solnit. Das Interview mit ihr, das im ZEITmagazin dieser Woche publiziert ist, führte Elisabeth Raether. Und so spannend, aufklärend, erhellend das Gespräch ist - ich kann die Lektüre nur sehr empfehlen, das Buch habe ich sofort bestellt, es erschien in den USA im vergangenen Jahr, auf deutsch erscheint es jetzt am 15. August - so bleibt gefühlsatmosphärisch doch das Intro von Elisabeth Raether in mir ungut kleben, besonders dessen Schluss:

Zitat: "Vielleicht, denke ich im Nachhinein, geht von Frauen eine andere, aber ebenso große Gefahr für gute Gespräche aus: Während Männer ihr Gegenüber niederreden, werden Frauen von einer lähmenden Schüchternheit eingeholt, die ihre Stimme leise, ihre Worte sanft werden lässt und jede Diskussion verhindert. Eine piepsstimmige Frau ist vielleicht erst mal angenehmer als ein mansplainer. Bei genauerem Hinsehen ist der Unterschied aber nicht so groß: Um jeden Preis werden Spontaneität, Fragen, Intensität, also echte Auseinandersetzung, mit demjenigen vermieden, der gegenübersitzt."

Wir wollen nicht dippelschisserisch sein, sagen aber trotzdem: die gegnübersitzt, hätte es heißen können ... Und sehen wir ab von der glatt verpassten Chance, die beiden Verhaltensweisen in eine Wechselwirkungsuntersuchung zu führen, statt sie einfach in überholter Manier eigenschaftlich anzupappen. Meine Frage ist: welcher Unterschied könnte größer sein? Rebecca Solnit hat, so denke ich, der Vorspann nicht vorgelegen, er wäre, denke ich, sonst nicht so unkommentiert gedruckt worden. Und das nachfolgende Gespräch ist übrigens der Beweis des Gegenteils, Rebecca Solnit lädt zur Auseinandersetzung ein, hört sehr gut, und führt die Auseinandersetzung (ohne, dass man Stimmen hört - dieses piefe Abziehbild der piepsstimmigen Frau hätte Elisabeth Raether nun wirklich nicht bemühen müssen). Das dürfte auch Elisabeth Raether nicht entgangen sein. Vielleicht weht von daher der Wind. Mit Ernst Jandl gesprochen: Manche meinen lechts und rinks kann man nicht velwechsern. Werch ein Illtum..

Es bleibt: Trotzdem lesenswert. Oder gerade deswegen. Mir schwebt vor, eine Tagung anzuregen. Mit Rebecca Solnit und Jutta Ditfurth als Protagonistinnen. Gern mit Elisabeth Raether. Nötig scheint´ s mir allemal. Victor Klein wird auch eingeladen.

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