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Atmosphärisches Wochenbuch

Danke schön

Matthias Ohler am 23.02.2011

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Peter Alexander sang zum Abschluß seiner Shows oder Konzerte „Danke schön, Sie war´n bezaubernd“. Was für eine Haltung, die dem Publikum wenigstens seinen Teil zum Gelingen der Atmosphäre zugesteht, sich dafür auch noch bedankt und sich damit selbst wieder als Garantaktant aktiviert, das Publikum wieder einlädt, in die Rührung einzusteigen, usf.

Man stelle sich Muammar al-Gaddafi vor, wie er am Flughafen zum Mikrofon greift – meinetwegen auch wieder zum Regenschirm – und sich verabschiedet mit den Worten: „Dankeschön, ihr wart entzückend“ oder so ähnlich. Auch wenn es wenig wahrscheinlich ist, daß er das überleben würde – es würde ihn sicher auf eine Art unsterblich machen. Allerdings würde er auch im Fall seines Überlebens, anders als Peter Alexander, eher nicht zu einer weiteren Show gebucht. Womit auf eine Art dokumentiert ist, wo die Familienähnlichkeit von Politik und Show ihre Grenzen findet.

Der Freiherr zu Guttenberg (diesen Titel hat er ja noch, wie es ein Besucher heute Nachmittag ausdrückte) braucht sich nicht zu verabschieden. Er überlebt – vorerst – politisch. Wenn nun auch noch ausgerechnet der Vize-Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag Dietmar Bartsch sagt, früher habe der Adel gewusst, was an solch einer Stelle zu tun sei, möchte man sich wünschen, daß sie in Deutschand alle im Amt bleiben, so viel Spaß macht die politische Amtosphäre hier. Sie sollen dafür dies Jahr auch alle fünf Euro mehr im Monat bekommen, und im kommenden nochmal drei. (Gut: Adlige siebzehn und vier)

Im Ernst: Wie kann es sein, daß die Beliebtheit Guttenbergs jetzt auch noch steigt? Nun: wen wundert´s? Margot Käßmanns offensiver Umgang mit ihrer Alkfahrt machte sie auch beliebter bei vielen Deutschen als vorher, und vor allem: bekannter. Daß sie zurücktrat vom Amt der Ratsvorsitzenden der EKD, konnte verschmerzt werden, weil dieses Amt nicht wirklich wichtig war und langfristig auch nicht bekannter wurde. Man kann sicher sein, daß jetzt mehr Menschen in Deutschland wissen, wie der Bundesverteidigungsminister oder –kriegsminister heißt und sich nicht gleich einen neuen Namen merken wollen.

Der Doktortitel ist für den Minister halt weg. Und jetzt kommt die Kanzlerin: „Die Entscheidung der Uni Bayreuth liegt auf der Linie dessen, was der Verteidigungsminister vorgegeben hat. Sie macht daher Sinn.“ Das Votum zeige, dass zu Guttenberg mit seiner Selbsteinschätzung richtig liege. Der Minister sei durch die Uni-Entscheidung daher in seinem Amt nicht geschwächt. ( trotz der neuen Lex Guttenberg sei angegeben: zitiert nach: http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1115799 )

Nun: Jetzt wissen die Deutschen auch, welche Aufgaben ein Verteidigungsminister über die, Krieg zu organisieren, hinaus noch zu bewältigen hat: Universitäten Titelentscheidungen vorgeben. Auf der Linie. Oder hinter den Linien.

Das ist auf der ganzen Linie besser, als jede Satire je werden kann. Aber eine ganz miese Show.

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