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Atmosphärisches Wochenbuch

Der Vortrag

Raimund Schöll am 23.06.2011

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Neulich erzählte mir ein Kollege, der wie ich als Führungscoach arbeitet, von folgender Begebenheit: Von einer erfolgreichen Pharmafirma erhielt er den Auftrag, vor dem Top-Managementteam einen Vortrag zu halten. Der Vortrag sollte am Ende eines anstrengenden Strategiemeetings zwischen dem „Frischmachen“ der Teilnehmer und dem gemeinsamen Abendessen den Tag angenehm und inspirierend abrunden. Der Kollege führte den Auftrag an einem schwül warmen Sommerabend vor einer interessierten und lebhaften Schar von Managern durch. Der Vortrag kam gut an, es wurde lebhaft diskutiert, geredet und nachgedacht. Am Ende: Standing Ovations. Der Geschäftsführer bedankte sich herzlich und lobte die interessanten und ihm sehr neuen Aspekte, die im Vortrag erwähnt gewesen seien. Der Kollege fuhr beschwingt nach Hause, im Bewußtsein einen guten Job gemacht zu haben.

Drei Wochen später kam zufällig noch einmal ein kurzes Telefonat zustande. Die Überraschung des Kollegen war groß: der Vortrag am besagten Abend sei aus Sicht der Geschäftsführung in der Retrospektive insgesamt nicht zufrieden stellend gelaufen, da einige Aspekte nicht aufgegriffen worden wären. Auf Nachfrage des Kollegen, welche denn im einzelnen gefehlt hätten, sagte man ihm, dass u.a. zu wenig darüber geredet worden wäre, wie von Führungsseite ein schlechtes Arbeitsklima verhindert bzw. erzeugt werden könne. Da hätte es mehr Tipps gebraucht, denn das Unternehmen würde bisweilen unter atmosphärischen Schwankungen im Mitarbeiterbereich leiden. Ich fragte den Kollegen, was er darauf geantwortet hätte? Er sagte: Nun ich habe gesagt, die Antwort sei im Nachhinein einfach. Atmosphären, innerbetriebliche Klimatas verschlechtern sich u.a. dann, wenn gelungene Projekte im Nachhinein schlecht geredet werden. Mutiger und schlagfertiger Kollege, finde ich!

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