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Übersicht

Atmosphärisches Wochenbuch

Wie man vorkommt

Matthias Ohler am 17.06.2011

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Für den neurobiologischen Alltag gilt das Gleiche wie für den psychologischen, den soziologischen, den atmosphärologischen: die verwendeten Metaphern können Handlungsmöglichkeiten erweitern – nach dem Heinz von Foersterschen Motto – und uns auf diese Weise auch als tolerantere Menschen ermöglichen, oder sie nähren unsere Machtliebe und externen Erklärungssüchte.

Das limbische System bietet sich wie alle anderen Oberstübchenbewohner in seinen ganzen Funktionszuschreibungen zunächst einmal als Metapher an. Nun kann man wie dereinst Wolf Singer – freiwillig(!) – den freien Willen absingen und den Tempel der Handlungs- (eigentlich: Taten-)kausalität allererster Ordnung eröffnen. Oder man kann erstaunt schauen, wer man sein könnte, wenn man ein limbisches System hätte, das einem dauernd so erstaunliche Vorschläge macht und das sich auf den Bildschirmen der Neuroforscher immer so bunt ausnimmt. Extrem dekonstruierende Zugangsweise. Irgendwo dazwischen liegt Gerald Hüther, der in seinem Interview für managerseminare erstaunlich klar gesagt hat, dass, was man aus den neurobiologischen Forschungsdaten lesen will, in erster Linie bestimmt, was die dann aussagen. Dieser Gedanke ist nicht wirklich neu, aber im Hirnforschungsdiskurs selten anzutreffen.

Man kann – wie Hermann Schmitz in der „Neuen“ Phänomenologie – von randlos sich in den Raum ergießenden Atmosphären reden, denen man dann in metaphorischer Konsequenz ausgeliefert ist; man kann auch von einer hellwachen Achtsamkeit reden, was gerade auf einen wie wirkt und wie man selbst in diesem Wirkungsgeschehen vorkommt und dazu beiträgt. Dies ist eine phänomenologisch orientierte Vorgehensweise, für die in jüngerer Zeit eher Lambert Wiesing steht. Und die Atmosphärologie, wie sie Raimund Schöll initiiert hat.

Man kann sich leicht denken, dass dies für die Begegnung von metaphorisch geprägten Diskursen, etwa Neurobiologie und Atmosphärologie, gleichermaßen gilt.

Victor Klein meint: Wie man vorkommt, so kommt´s einem vor.

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