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Atmosphärisches Wochenbuch

Montagsgedenke

Raimund Schöll am 06.02.2012

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Das Mädchen, die junge Frau, die von der ägyptischen Soldateska auf dem Tahir Platz geschlagen und getreten wurde und nun als die Frau mit dem blauen Büstenhalter via Facebook um die Welt gereicht wird, weil die Misshandlung gefilmt wurde, diese junge Frau, die ohne Gesicht ist, weil das Gesicht während der Prügelorgie vom schwarzen hochgerissenen Kleid verdeckt gewesen war, sie lebt wahrscheinlich, sagen ihre Mitstreiterinnen, aber sie will und wird sich nicht melden bei der Polizei oder sonst wo, sagen ebenfalls die Mitstreiterinnen. Und sie handelt weise und klug damit. Denke ich. Denn wenn sie dabei bleibt, anonym zu sein, wird sie der ägyptischen Demokratiebewegung, heute schon und zukünftig damit mehr gedient haben, als sie es je vermocht hätte, wenn ihr Gesicht sichtbar geworden, ihre individuelle Geschichte erzählt worden wäre, denn die Geschichte einer ganzen Generation von jungen Frauen, die für sich Rechte einklagen und machistische Misshandlungen, auch im neuen Ägypten nach Mubarak  be- und anklagen, würde damit unerzählt bleiben. Man ahnt, sie ahnt, viele ahnen, dass gerade das Nichtgesicht, der namenlose Körper, so politischer sein kann als das Gesicht. Und das ausgerechnet wird uns gelehrt derzeit, welch Ironie - unfreiwillig natürlich - via Facebook.

Ob's Facebookgründer und Neu-Imperator, Marc Zuckerberg, auch ahnt? Wer weiß?

(O.G.)

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