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Atmosphärisches Wochenbuch

Umzug

Matthias Ohler am 11.01.2011

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Wer umzieht, wird neu gewahr, von wo er wegzieht. Die Entscheidung kann noch so entschieden sein, sie wird wie von selbst neu befragt - weniger als Entscheidung als solche, sondern eher in einigen ihrer Details, als habe man diese nie gekannt. Die Sphäre, die verlassen wird, ist im Ganzen gar nicht viel bekannter als die, die neu angewohnt wird. Dazu bedarf es einer Offenheit, die überraschbar und durchaus auch schmerzbar ist. Man tritt aus der Sphäre hinaus und schaut sie mehr oder weniger ohne sich als Beteiligten an. Eine Wahrnehmung, die man üben kann. Phänomenologie des Alltags, sphärische epoché. Übungsfelder: Familientreffen, Stammlokale, Gesprächsroutinen usf.

Eine schöne literarische Vorlage dazu: Mark Twains Tom-Sawyer-Geschichten. Tom und Huck Finn verweilen einige Zeit gemeinsam mit Toms Freund Joe Harper auf einer Insel; sie werden für tot gehalten und schleichen sich zu ihrer eigenen Beerdigungsfeier. Wenn man Twains Text liest, klingt das weit vergnüglicher, als es hier den Anschein haben mag. Überhaupt eignen sich solche alltägliche Anlässe und auch viele literarische Besuche besser zum praktischen Philosophieren als die müßigen Beispiele der akademischen Denkformen.

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